Ein neues Jahr, eine neue Chance. Die ersten Tage nach dem Silvester-Hangover strotzen nur so vor enthusiastischen Selbstverbesserungsgelübden. Schlauer, schöner, fitter wollen wir werden. Neues wagen, Mut beweisen, mal wieder was Gutes tun. Außerordentlich kreativ sein. Das Ideenheft platzt aus allen Nähten…
Neujahrsvorsätze. Ein gesellschaftliches Phänomen, das sich dadurch kennzeichnet, dass fast jeder davon betroffen ist und es dennoch niemand freiwillig zugibt. Und ja, wir haben uns auch schon dabei ertappt. Beim heimlichen Pläne schmieden, To-do-Listen schreiben und Selbstoptimierungsziele stecken. Wir wollen nachhaltiger und gesünder leben. Besser essen, netter sein. Vielleicht mal wieder Sport. Vielleicht mal weniger Smartphone, dafür mehr Face-to-face-Kontakt. Ohne Rauch geht’s auch. Und ohne Alkohol sowieso. Mehr Quality-Time mit lieben Menschen, weniger Smalltalk. Beruflich durchstarten, privat öfters mal einen Gang zurückschalten. In ferne Länder reisen. Abenteuer erleben. Uns für ein soziales Projekt engagieren. Für unsere Kunden besonders kreative Ideen spinnen. Die Liste der persönlichen Baustellen könnte beliebig lang weitergeführt werden. Und es scheint fast so, als würden solche oder ähnlich zwanghafte Ideen erst durch das hysterische Knallen und Blitzen am Silvesterhimmel in unseren Köpfen losgesprengt. Vielleicht eine Schockreaktion? Wenige Tage zuvor war man mit sich selbst und der Welt und dem greisen Jahr 2017 doch noch ganz zufrieden. Umgeben von Weihnachtsplätzchen, mit gutem Gewissen und einem warmen Gefühl in der Herzgegend, ließ man die vergangenen zwölf Monate revuepassieren. Alles war eigentlich ganz in Ordnung, so wie es war. Woher kommt also plötzlich dieser fiese innere Kritiker, der mit gerümpfter Nase und erhobenem Zeigefinger mehr Disziplin fordert? Konzentration, bitte. Ein neues Jahr ist angebrochen.
Liebes Zwanzigachtzehn, du bist noch jung und unerfahren. Übermütig geradezu. Lass dir Eines gesagt sein: wir haben noch viele gemeinsame Stunden vor uns. Du musst uns in diesen Tagen kein Hals-über-Kopf-Versprechen abzwingen, das wir spätestens im März sowieso brechen oder bereuen. Wir werden auch so viel Schönes und Seltsames, Erinnerungs- und Verdrängenswertes, penibel Geplantes und Überraschendes zusammen erleben. Ja, wir werden Erfolge feiern und uns über Niederlagen hinwegtrösten. Jeder Tag birgt schließlich eine neue Chance. Auf ein ungezwungenes, freigeistiges 2018!
Bild by SANNI