Eine Handbreit Erlebnis in Kiel

Kein Seemannsgarn: in Kiel zählt eine Woche 10 Tage! Die legendäre Kieler Woche nämlich. Ein Fest der Superlative mit langen Tagen, sehr kurzen Nächten, vielen Segelbooten und einem Programm, das so manchen Eventguru demütig den Hut ziehen lässt. Eine Stadt im Ausnahmezustand. Und wir mittendrin.

 

Vorab noch einige Koordinaten zur Orientierung: Kiel ist eine 100.000 Einwohner starke Hafenstadt im Norden Deutschlands. Nördlicher noch als Hamburg. Und definitiv näher an schwedischen Köttbullar, als an der bayrischen Weißwurst. Hier, an der Ostsee, geht es das ganze Jahr über recht beschaulich zu. Die Leidenschaft für den Segelsport gehört hier mindestens genauso zum guten Ton, wie die bekannten Kieler Sprotten in die Küche. Alles ganz entspannt. Und dann kommt die Kieler Woche! Jedes Jahr Ende Juni steppt hier nämlich der Seebär und die Küstenstadt mutiert zu einer multikulturellen Weltstadt, zu einem summenden, brummenden Bienenstock. Was Ende des 19. Jahrhunderts als prestigereiches Segelsportereignis mit Regatta ins Leben gerufen wurde, hat sich im Laufe der Jahre auch auf der trockenen Seite der Kaimauern zu einem riesigen Volksfest entwickelt. Ein Megaevent, das auch Wasserscheue in seinen Bann zieht!

Die Zahlen sprechen für sich: 3 Millionen Besucher, weit über 2.000 Einzelveranstaltungen auf insgesamt 24 Bühnen, 400 Konzerte mit internationalen Stars. Und trotz dieser astronomischen Zahlen bleibt Kiel nordisch-cool. Alles perfekt geplant. Kinder finden entlang der Spiellinie ein Highlight nach dem anderen, der renommierte Weltwirtschaftliche Preis wird verliehen und auf dem Internationalen Markt gibt es Spezialitäten verschiedenster Länder. Jetzt aber das Beste: man bezahlt keinen Eintritt. KEINEN. Null. Nada. Der ungläubige Südtiroler steht an der Kieler Kaimauer und kratzt sich fragend am Kopf. Wie soll das funktionieren? Wie stemmt eine Stadt in der Größe Bozens diese organisatorische Meisterleistung? Und wie rechnet sich das Ganze? Non-Profit wird hierzulande ja eher als Schimpfwort wahrgenommen, denn als plausible Marketingstrategie. Dabei hat Kiel seine Rechnung sicher gemacht, wir sind schließlich in Deutschland. Die Kieler Woche ist ein marketingtechnischer Erfolg – und das, obwohl es hier nicht vordergründig um Verkauf und Gewinnoptimierung geht. Echt tolle Tage!

 

Kürzlich erlebt: Kieler Woche
Bild und Grafik: SANNI

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